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Konzeption 2023 Version 2.1.pdf
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Stand: 01-01-2016 – Aktualisierung fortlaufend

 

Vorwort

Still und fast apathisch steht das Mädchen an einer Ecke des Schulhofes. Die Kinder spielen um das Mädchen herum fangen, Fußball, Bockspringen. Alle sind ausgelassen und haben Spaß doch das Mädchen sitzt und schaut. Nicht nur an diesem Tag, oder in dieser Woche -sondern auch an vielen weiteren Tagen und Monaten. Früher war alles anders. Sie war ein aufgeschlossenes Kind, fröhlich und für Späße zu haben. Bis zu dem Tag an dem sich ihr Leben durch einen großen Verlust änderte. Lehrer/innen Mutter und Familie fragten sich, wann es dem Kind wieder besser gehen würde. Wann sie aus ihrer Trauer gerissen werden würde. Ob sie es allein schaffen könnte. Sie sagten das Mädchen wäre stark, offen und immer fröhlich, sie würde allein aus ihrer Trauer kommen. Doch sie schaffte es nicht. Stattdessen kam sie in eine Kinderklinik, wo psychisch kranken Kindern geholfen wird. Auch dort behielt sie ihre apathische Art bei, in vielen therapeutischen Sitzungen verweigerte sie sich. Sie war nur über extreme körperliche Aktivitäten, wie sehr starke Ringkämpfe mit den Therapeuten zu erreichen. Es schien so, als würde sie die zwangsläufig entstandenen Schmerzen gar nicht wahrnehmen.

An einem Tag der Therapie änderte sich jedoch alles. Das Mädchen lernte die Golden Retriever Hündin Gina kennen.

Bei einem Spaziergang holten das Mädchen und seine Therapeutin die Hündin Gina von zuhause ab. Das Verhalten des Mädchens änderte sich schlagartig, als sie die Hündin aus der Tür kommen sah. Die Haltung straffte sich, ihr Blick wurde klarer. Und sie sagte, dass sie zuhause auch einen Hund hätten. Der erste Satz ohne Aufforderung, nach drei Wochen Therapie in der psychiatrischen Kinderklinik! Erzeugt und hervorgelockt durch einen Hund, der sie auf einen Spaziergang begleiten sollte! 

Und es sollte nicht bei diesem einen Satz bleiben. Das Mädchen erzählte, dass ihr kürzlich verstorbener Vater auch einen Hund gehabt hätte. 

Dieser Tag wurde zum Wendepunkt der Therapie. 

Sie durfte öfter die Hündin besuchen und an einigen Tagen war die Hündin in den Therapiestunden anwesend. Das kleine Mädchen verweigerte sich nicht mehr und fand Schritt für Schritt zu ihrer alten Persönlichkeit zurück. Nach einigen Wochen konnte Sie wieder zurück zu ihrer Familie und in ihr altes/neues Leben.

 

Heute bin ich 30 Jahre alt und Hunde sind ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und meiner Arbeit! Ich möchte anderen Kindern mit der tiergestützten Pädagogik begleiten und unterstützen. Ihnen zu einem angemessenen Selbstbewusstsein verhelfen und ihr Selbstvertrauen stärken. Dabei hilft mir meine Golden Retriever Hündin Joy und mein Border Collie Rüde Ty.

 

Liebe Lesende, 

mit diesem Konzept möchte ich Ihnen einen Einblick in die tiergestützte Intervention und in meine Arbeit aufzeigen.

Die heutige Kindheit ist geprägt von Terminen und Aufenthalten außerhalb des Elternhauses. Viele Kinder haben in der heutigen Zeit nur noch wenig Kontakt zur Natur, geschweige denn zum Hund. Der normale Umgang mit einem Haustier passt nicht mehr in den Zeitplan zwischen Fußball, Ballett und Musikschule. Es entwickeln sich immer mehr Ängste bei Eltern und Kindern. Während meiner Arbeit konnte ich selbst erleben dürfen, wie beglückend und beruhigend die Anwesenheit meiner Hunde auf Kinder, Kolleg:innen, Eltern und mich wirken kann. Auch habe ich schon mehrfach Kinder mit tiefliegenden Ängsten begleiten dürfen, die nach kurzer Zeit mit den Hunden ihre Angst gegen einen gesunden Respekt getauscht haben. Diese Kinder haben dann ihren Eltern berichtet, dass sie gar nicht wegrennen müssen oder die Seite wechseln müssen. Denn Hunde sind so viel entspannter, wenn ich ruhig und selbstbewusst ohne direkten Blickkontakt an ihnen vorbei gehe. Das üben wir nämlich auch in unseren „Hundeclub-Stunden“. 

Ich bin überzeugt davon, dass jedes Kind die natürliche Neugierde in sich trägt, auch mit anderen Lebewesen Kontakt aufzunehmen, aufzubauen und in Kommunikation zu treten. Tiere können auch Brückenbauer sein. Als Eltern und Pädagogen haben wir die Aufgabe, den Kindern die Natur näher zu bringen. Ihnen Respekt und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren und Pflanzen vorzuleben und sie zu einer entsprechenden Haltung zu erziehen. 

In dieser Konzeption möchte ich Ihnen mich und meine Arbeit vorstellen, erläutern wie sich die tiergestützte Intervention zusammensetzt und warum sie so wichtig ist. Nach einem kurzen wissenschaftlichen Einblick möchte ich Ihnen aufzeigen, wie sich die Arbeit mit meinen Hunden in der Kita etablieren lässt. Im Anhang finden Sie alle wichtigen Unterlagen zur tiergestützten Intervention, wie eine Selbstauskunft über die Gesundheit der Tiere, Impfausweiskopien, Zertifikate und Versicherungsnachweise. 

 

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Kontaktdaten

1.TIERGESTÜTZTE INTERVENTION

1.1Definition Tiergestützte Intervention

1.2 Begriffserklärung

1.2.1 Was versteht man unter tiergestützte Aktivität (TGA)

1.2.2 Was versteht man unter tiergestützter Förderung (TGF)

1.2.4 Was versteht man unter tiergestützter Therapie (TGT)?

1.3. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Wirkung von Tieren auf Menschen

1.4 Tiergestützte Intervention und Fördermaßnahmen in der Kindertagesstätte

2. VORSTELLUNG, QUALIFIZIERUNG UND AUSBILDUNGSSTÄTTEN

2.1 Vorstellung der Fachkraft für tiergestützte Intervention Laura Benjamins

2.2.1. Vorstellung des Begleithundes für tiergestützte Intervention - Joy

2.2.2 Vorstellung des Begleithundes für tiergestützte Intervention - Ty

2.2 Ausbildungsstätten

2.2.1 Laura Benjamins

2.2.2 Der Hunde: Joy touch my Soul und Treemountains Kniffel like, Ty

3. TIERGESTÜTZTE INTERVENTION - PERSÖNLICHE INTENTION

3.1 Mein Weg zur Tiergestützten Intervention

3.2 Einsatzorte und Projekte mit Joy und Ty

4. ZIELE, WIRKFAKTOREN UND EFFEKTE DER TIERGESTÜTZTEN PÄDAGOGIK

4.1 Zwei kleine Geschichten aus dem Leben

4.1.1 Vor dem Haus

4.1.2 Antonia in der Kita – persönliche Erfahrung mit Joy

4.2. Ziele der Tiergestützten

4.2.1 Intervention in Zusammenhang mit dem Abschnitt 4.1.2

5. ALLTAG MIT HUND IM KINDERGARTEN

5.1. Hundeclub – Einsatzort Kita

5.1.1 Regeln für den Hundeclub – Einsatzort Kita

5.2 Bürohunde – Einsatzort Kita

6. TIERGESTÜTZTE INTERVENTION UND BÜROBEGLEITHUNDE KRITISCH BETRACHTET

7. HYGIENE

7.1 Hygieneplan

8. EXKURS REAKTION AUF DAS ALLERGEN CAN F1 – ALLERGIEN

8.1 Umgang mit Allergikern in der Einrichtung

9.  ANLAGEN

9.1. EIGENERKLÄRUNG ZUR TIERGESTÜTZTEN INTERVENTION

9.2.1 EIGENERKLÄRUNG GESUNDHEIT DES TIERES

9.2.2 EIGENERKLÄRUNG GESUNDHEIT DES TIERES

9.3. Kopien der Impfbücher

9.3.1 Joy

9.3.2 Ty

9.4 Kopien der Versicherungsnachweise

9.4.1 Joy

9.4.2 Ty

9.5 Zertifikate

9.5.1 Ausbildung zur Fachkraft für Tiergestützte Pädagogik / Intervention

9.5.2 Konfrontative Methoden der Pädagogik

9.5.3 Warum sprichst du nicht? Selektiver Mutismus

 

 

 

 

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1.Tiergestützte Intervention

1.1Definition Tiergestützte Intervention

Tiergestützte Intervention (Animal-Assisted Interventions, AAI) bezeichnet als Dachbegriff pädagogische-therapeutische Prozesse, bei denen gezielt Tiere einbezogen werden. Dazu zählen tiergestützte Therapien, tiergestützte Aktivitäten sowie der Einsatz von Assistenz-Hunden (nach Fine, 2006, S.264)

Tiergestützte Intervention bezieht sich auf den professionellen Einsatz von Tieren im pädagogischen Alltag. Unter Tiergestützten Interventionen, kurz T.I, werden Interventionen im Zusammenhang mit Tieren verstanden, die anhand von konkreten, kindorientierten Zielvorgaben das Lernen und den Lernprozess unterstützen. Mit dem Einsatz der Tiere wird neben der Wissensvermittlung die emotionale und soziale Kompetenz angesprochen und gefördert. Der Einsatz erfolgt ausschließlich von pädagogischem geschulten Fachpersonal unter Einbezug des Tieres, welches für den Einsatz speziell ausgebildet wurde. Ziel der T.I ist es, vorhandene Ressourcen des Kindes zu stärken und unzugängliche Ressourcen zu entdecken und diese erreichbarer zu machen. Die T.I wird als pädagogische Fördermaßnahme verstanden, in der verhaltensinteressante Kinder mit besonderen Bedürfnissen durch das Medium „Tier“, in meinem Fall durch das Medium „Hund“, positiv in der Entwicklung gefördert wird. Aber auch die Verhaltensförderung gegenüber fremden Hunden steht als Präventionsschulung in der T.I im Vordergrund. 

In der T.I tauchen immer wieder folgende Begriffe (siehe 1.2) auf. Diese möchte ich folgend kurz erläutern. 

1.2 Begriffserklärung

1.2.1 Was versteht man unter tiergestützte Aktivität (TGA)

Tiergestützte Aktivitäten bietet dem Pädagogen die Möglichkeit die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dies geschieht durch die Unterstütztun des Tieres, bezogen auf motivationale, erzieherische, rehabilitative und pädagogische Prozesse. Tiergestützte Aktivität bedeutet, dass der Hundehalter einen einzelnen oder eine Gruppe gemeinsam mit dem Tier besucht. Die sich daraus möglicherweise ergebenen Situationen und Gespräche sollen eine positive Wirkung auf die Klienten haben. Der Besuch ist weitestgehend spontan und wird nicht von einer strukturierten Angebotsplanung geprägt. Ziel der tiergestützten Aktivität ist die allgemeine Verbesserung des Wohlbefindens.

1.2.2 Was versteht man unter tiergestützter Förderung (TGF)

Im Gegensatz zur tiergestützten Aktivität ist das Ziel der tiergestützten Förderung die Unterstützung von Fortschritten. Die Förderung findet auf Basis eines Förderplans statt. Tiergestützte Förderung beschreibt die Intervention zwischen Tieren und Klienten, welche Vorhandene Ressourcen des Klienten stärken - und ausgebildete Fähigkeiten verbessern soll. 

1.2.3 Was versteht man unter tiergestützter Pädagogik (TGP)? 

Tiergestützte Pädagogik hat als Ziel die Initiierung und Unterstützung von sozial-emotionalen Lernprozessen. Ziel ist der Lernfortschritt in diesem Bereich, indem die soziale und emotionale Kompetenz des Kindes verbessert wird. Dies kann durch verschiedenste Interaktionen in der Tier-Mensch-Beziehung entstehen und wird von ausgebildeten Pädagogen geplant und durchgeführt. 

1.2.4 Was versteht man unter tiergestützter Therapie (TGT)?

Während in den oben genannten Aktionen geplante Ziele verfolgt werden, findet in der tiergestützten Therapie ein Heilverfahren statt. Hier ist neben der Heilung auch der Kostenaspekt (z.B. Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse) bedeutsam. Tiergestützte Therapie wird von therapeutisch qualifizierten Personen, die je nach Therapiekonzept das trainierte Tier in der Therapie zielgesteuert einsetzten, durchgeführt. 

1.3. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Wirkung von Tieren auf Menschen

Das Tier ist Kommunikationspartner und nicht selten werden ihm persönliche Sorgen anvertraut. Häufig ersetzt das Tier einen guten Freund oder Partner und es wird als Familienmitglied bezeichnet. Das Beobachten von Tieren, das Streicheln und der Körperkontakt unterstützten den Abbau von Angst und Aggressionen und helfen bei Stressbewältigung. Der Umgang mit dem Tier gibt das Gefühl gebraucht zu werden. Dies führt zu mehr Selbstvertrauen und Selbstachtung und vor allem zur Bildung von Verantwortungsgefühl, Zuverlässigkeit und Empathie. Wichtige „Soft Skills“, die nicht nur im schulischen Alltag, sondern auch im späteren Berufsleben eine große Bedeutung haben. Gleichzeitig wird damit den eigenen Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit geschenkt und für die Person selbst wird besser gesorgt. Gesundheitsfördernde Einflüsse auf Wohlbefinden und Zufriedenheit sind unter anderem das Ausführen einer sinnvollen Aufgabe, ein günstiges soziales Umfeld, sowie die Bewältigung von beruflichem, schulischem oder privatem Stress. Aber auch der therapeutische Einsatz von Tieren für kranke oder in ihren Fähigkeiten eingeschränkten Menschen bringt das Medium Tier Wohlbefinden. Neben einer direkten Unterstützung, wie etwa ein Behindertenbegleithund oder Blindenhund, entsteht neben der therapeutischen Wirkung auch eine emotionale wohltuende Beziehung. 

Ein Tier zeigt bedingungslose Akzeptanz und nimmt den Menschen so an, wie er ist. 

Vorurteile oder Stigmatisierungen bzgl. des familiären Hintergrundes oder der bisherigen Lernentwicklung werden zum Beispiel einen Hund nie seinem Verhalten gegenüber dem Menschen beeinflussen. Die Lebensqualität der Menschen wird gesteigert, eine deutliche Zunahme der Sozialkontakte ist zu vernehmen und die gemeinsame Freude und der Spaß am Tier werden geteilt. Das Zusammenleben mit Heimtieren bewirkt einen signifikanten Gesundheitsgewinn: 

seltenere Arztbesuche, günstigere Blutdruckwerte, günstigere Cholesterin und Blutfettwerte oder mehr körperliche Bewegung, geringer Medikamentenkonsum. 

(Robert – Koch – Institut, Statistisches Bundesamt, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heimtierhaltung Chancen und Risiken für die Gesundheit) 

                                                                                                                               

 

1.4 Tiergestützte Intervention und Fördermaßnahmen in der Kindertagesstätte

Der Einsatzbereich eines Pädagogen kann durch einen Hund, der für diesen Bereich ausgebildet wurde, nicht nur erweitert, sondern auch noch deutlich in der Qualität verbessert werden. 

Durch den Hund als Medium in der Förderung hat der Pädagoge nicht nur die Möglichkeit den Entwicklungsfortschritts des Kindes zu begünstigen, sondern auch zu beschleunigen. Grund dafür ist es, dass Kinder wesentlich leichter und nachhaltiger lernen, wenn ihre Gefühle angesprochen werden. Der eingesetzte Begleithund für tiergestützte Intervention sorgt in einer besonderen Weise dafür, dass dies geschieht.  

2. Vorstellung, Qualifizierung und Ausbildungsstätten

2.1 Vorstellung der Fachkraft für tiergestützte Intervention Laura Benjamins

Mein Name ist Laura Benjamins, ich bin 1992 geboren und arbeite Hauptberuflich als Pädagogin im Elementarbereich.  Neben der Fotografie, gehört die Ausbildung und das Training von Hunden zu meinen Hobbys. Gerne trainiere ich abends nach der Arbeit mit meinen Hunden Grundgehorsam, Unterordnung, Dog Dance (das Training von Tricks zur Musik), Disc werfen oder wir wandern durch das schöne Münsterland. Durch viele Stunden in der Hundeschule (mittlerweile mit verschiedenen Hunden, seit 17 Jahren) und viele Stunden bei verschiedenen Hundezüchtern und in der Ausbildungsstätte social Dogs, habe ich mir einen großen Fundus an Wissen zum Thema Hundeausbildung- und Verhalten angeeignet. Joy ist mein erster Hund, den ich zum Therapie- und Begleithund ausgebildet habe. Abgeschlossen haben wir die Ausbildung 2016. 2018 kam dann mein Border Collie Ty dazu, welcher mittlerweile von mir eigenverantwortlich zum Begleithund für die T.I ausgebildet wurde.  

2.2.1. Vorstellung des Begleithundes für tiergestützte Intervention - Joy

 

Joy ist mein erster Hund, den ich zum Begleithund für tiergestützte Intervention ausgebildet habe. Joy war schon immer eine sehr ruhige und entspannte Hündin, die schon früh sehr gut mit den Kleinsten arbeiten konnte. 2016 habe ich mit ihr zusammen die Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Pädagogik und Intervention absolviert. Es bereitet ihr keine Schwierigkeiten kleine Kinder von gerade mal zwei Jahren, am anderen Ende ihrer Leine spazieren zu führen. Selbst die jüngsten aus dem Kindergarten können mit Joy zusammen, spannende Dinge erleben. Für die einjährigen und zweijährigen ist der große Goldie, ein sanfter Riese. Sie legt sich mit größter Vorsicht neben die Kinder, ohne sie zu bedrängen. Auch Leckerlies kann sie sehr sanft annehmen, was gerade den jüngsten sehr gefällt. 

Joy wurde schon von Ihrer Züchterin (Daniela Siepenkort- Kennel Goldies im Münsterland) für ihre zukünftige Aufgabe ausgesucht und ab ihrer 12 Lebenswoche von mir und meiner Trainerin auf die Aufgaben als Begleithund vorbereitet. So fanden unsere Trainingseinheiten nicht auf dem Hundeplatz statt, sondern auf dem Markplatz bei dem alltäglichen Trubel. So lernte Joy von Beginn an, dass viele Stimmen und viele Menschen nichts „Böses“ sind. Auch das Selektieren von Geräuschen lernte sie dadurch intensiver. So kann sie meine Stimme und meine Kommandos auch unter großer Ablenkung wahrnehmen und umsetzten.  

2.2.2 Vorstellung des Begleithundes für tiergestützte Intervention - Ty

Ty ist mein Border Collie Rüde (auf dem Foto acht Wochen alt) der von seiner Züchterin (Monika Speier, Kennel: Treemountains Border Collies) und von mir, für seine spätere Aufgabe ausgesucht wurde. Mit Ty habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt. Die Rasse hat mich schon immer sehr fasziniert und ich mag alle Facetten ihres umfangreichen Wesens. Wie man auf dem Bild erahnen kann, begann sein Training mit seiner Geburt. Schon früh lernte er verschiedene Geräusche und Gegenstände kennen. Auch er wurde, ebenso wie Joy, im Laufe seiner Ausbildung auf die Arbeit mit Kindern vorbereitet. Ty wurde auch auf verschiedenen Marktplätzen in Städten unter großer Ablenkung trainiert. Auf Grund seiner genetischen Veranlagung gehört die Impulskontrolle und die Kontrolle seines Hütetriebs von Anfang an zu seinen Ausbildungselementen. Genau wie Joy hatte er auch schon früh Kontakt mit Kindern. Rassetypisch ist er eher für aktive Interaktionen geeignet – während Joy in passiver Aktion oder bei ruhenden Angeboten ihren Einsatz findet. Durch die verschiedenen Charaktere ist es mir erlaubt den Hund, nach Charakter des Klienten zu wählen und somit die höchstmögliche Förderung zu erzielen. Ty wurde von mir und unserer Trainerin auf sein späteres „Berufsleben“ vorbereitet. 

Beide Hunde besuchen auch heute noch regelmäßig Trainingsstunden, um ihre Eignung zum Begleithund zu prüfen und den Gehorsam auf hohem Niveau beizubehalten. 

 

2.2 Ausbildungsstätten

2.2.1 Laura Benjamins

 

Dezember 2013:                                             Konfrontative Methoden der Pädagogik 

März 2016 – November 2016:           Ausbildung zur Fachkraft für Tiergestützte Intervention 

März 2017:                                        Warum sprichst du nicht? Fortbildung zum selektiven Mutismus

 

2.2.2 Der Hunde: Joy touch my Soul und Treemountains Kniffel like, Ty

Ausbildung und Zertifizierung der Hündin Joy

-       2016 / 2017: Stephanie Holtstiege von Social Dogs

-       2016 / heute: Monika und Gerd Speier von der Zucht- und Ausbildungsstelle Treemountains

 

Ausbildung des Rüdens Ty 

-       2017 / heute: Monika und Gerd Speier von der Zucht- und Ausbildungsstelle Treemountains

 

 

 

 

 

 

3. Tiergestützte Intervention - persönliche Intention

3.1 Mein Weg zur Tiergestützten Intervention

Wenn Sie zurück schauen auf das Vorwort, dann können Sie leicht einen der Gründe erahnen, welche mich zur tiergestützten Intervention brachte. Die Erfahrungen im Vorwort waren meine eigenen, die ich in den Jahren 1999-2003 gemacht habe. Damals hat mir Gina viel mehr geholfen als die Therapeuten. Zumindest war das zu der Zeit mein Gefühl. Heute weiß ich, dank meiner Ausbildung, dass Gina ein zielorientiertes Medium war, um mir zu helfen. Kurz nach meiner Rückkehr aus der Klinik bekam ich meinen „eigenen Therapiehund“, der zwar nicht als solcher angeschafft wurde aber in den Jahren doch so viel therapeutische Arbeit geleistet hat. 

Viele Kinder wünschen sich den treuen Begleiter durch ihr Leben. Einige Kinder haben Kaninchen, Pferde oder andere Tiere. Ronny war mein treuer Begleiter durch meine Kindheit. Er war immer mit dabei, egal ob im Urlaub oder wenn ich Freunde (mit Hunden) besuchen ging. Auch meine ersten Erfahrungen in der Hundeschule habe ich mit Ronny machen dürfen. Später waren wir auch im Hundesport aktiv. Dabei wich Ronny mir nie von der Seite und war der beste Beschützer, den es gab. Ließ er sich von anderen kaum anfassen so war es für mich kein Problem ihn zu berühren und auch bei schmerzhaften Krankheiten zu behandeln. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, wie die Bindung zu diesem Tier mich verändert hat. Sie hat mich gestärkt und mir Selbstbewusstsein vermittelt. Diese Erfahrung möchte ich an andere Kinder weitergeben und ihnen die Möglichkeit geben ihr Selbstbewusstsein in unseren Projekten zu Stärken. 

Auch habe ich im Laufe der Zeit erfahren müssen, dass sich der Umgang mit Tieren immer weiter verändert. Schon einige Male war ich in der Situation, dass Kinder zu mir kamen, die fast schon panische Angst vor Hunden hatten. Mütter berichteten mir, dass sie mit ihren Kindern die Straßenseite wechseln würden, wenn sie einen Hund sehen. Oder aber das andere Extrem, Kinder werden ermutigt zu fremden Hunden zu gehen und sie zu streicheln. Der Umgang mit Tieren ist ein anderer geworden. Auch hört man in den Medien immer wieder davon, dass Kinder von Hunden gebissen wurden. Nicht immer ist da der Hund der schuldige. Oft ist es auch gerade der ungeübte oder einfach falsche Umgang mit den Vierbeinern. Manchmal wissen die Kinder nicht, dass Hunde es nicht schön finden, wenn man ihren Kopf in den Arm nimmt und womöglich auch noch Küsschen verteilt! Ängstliche oder Dominate Hunde können dieses oft als Angriff auswerten, was manchmal zu einem Gegenangriff führt, was wiederum die Natur des Tieres ist.  Es ist mir wichtig Kinder und auch Eltern in diesem Bereich zu sensibilisieren, denn meist kann der Hund nichts dafür, wenn er bedrängt wird und nur noch den Biss als logische Konsequenz oder als Hilferuf kennt. Wir sind diejenigen die handlungsbewusst Denken können, nicht die Hunde- diese Reagieren. 

Der höchste Stellenwert hat jedoch die Förderung der Klienten in ihren persönlich weniger zugänglichen Bereichen. Mit der tiergestützten Intervention ist es mir möglich Förderschwerpunkte noch mal anders aufzugreifen. Manchmal reicht schon die Anwesenheit des Hundes als Medium zur Förderung. Der Hund kann als Kommunikationsgrund dienen, oft ist ein Tier in der Lage, die Klienten aus ihrer Welt zu holen. Der Einsatzbereich ist unglaublich umfangreich. So kann das Tier, das den Klienten zum Streicheln auffordert wie schon erwähnt als Kommunikationsgrund dienen (Demenzerkrankte „Früher im Krieg hatte ich auch einen Hund, aber da war alles ganz anders“) oder motorisch schwächere Klienten denen die Bewegung als Muskeltraining dient. Das Selbstbewusstsein wird stark gefördert, durch den Umgang mit den Tieren. 

Auf Grund dieser Hauptargumente habe ich mich dazu entschlossen, mich im Bereich tiergestützter Pädagogik und Intervention ausbilden zu lassen. Seit 2017 arbeite ich ein – bis zweimal in der Woche in einem festen Kindergarten mit meiner Hündin Joy und später auch mit meinem Rüden Ty. 

3.2 Einsatzorte und Projekte mit Joy und Ty

2015, Einsatzort Vreden: Innerhalb meiner Ausbildung zur Pädagogin habe ich mein Kolloquium zum Thema Integration in Bezug auf Cochlea Implantate gemacht. In diesem Zusammenhang habe ich mit dem Integrationskind ein Projekt zur Wahrnehmung mit unserer Familienhündin Lucy durchgeführt.

2016 – 2018, Einsatzort Hiddingsel: Projekt mit Kindern im Alter von 2-4 Jahren. Hauptziele waren hier: der korrekte Umgang mit Hunden (Richtig auf den Hund zu gehen, wie und wann darf ich den Hund anfassen). Sowie Selbstwirksamkeit und Förderung des Selbstbewusstseins.

2016, Einsatzort Hiddingsel: Projekt zur Eigen- und Fremdwahrnehmung mit Kindern im Alter von 1 – 3 Jahren, sowie Angstbekämpfung bei den Eltern und bei einem Kind. 

2018 – heute, Einsatzort Billerbeck: Projekt mit den angehenden Schulkindern als Präventionsschulung und zur Angstbekämpfung bei Fremdhunden. Ich – Stärkung, Auswirkung meiner Ausstrahlung auf Andere und Stärkung des Selbstbewusstseins sind neben der Wissensvermittlung und der Schulvorbereitung (z.B. Zahlenlehre) Themen im „Hundeclub“ in Billerbeck. Die Hunde begleiten mich regelmäßig 1–2-mal die Woche, wie auch bei Planungs – und Teamtagen in die Einrichtung. Bei den Planungs- und Teamtagen haben die Hunde den Auftrag für ein Entspanntes, motiviertes sowie konstruktives Miteinander zu sorgen. 

4. Ziele, Wirkfaktoren und Effekte der tiergestützten Pädagogik

Einige Fragen sich, warum es sinnvoll ist Hunde bzw. Tiere und Menschen zusammenzubringen.  

Diese Frage ist gar nicht so an den Haaren herbeigezogen, besonders für Menschen, die wenig Erfahrung im Umgang mit Tieren haben. Auch für Menschen mit "normalen Gebrauchshunden" stellt sich oft die Frage: Wie kann ein Tier z.B. helfen, damit Kinder das Stottern ablegen? 

Hier versuche ich Ihnen diese Frage so gut es geht zu beantworten.

Ein Hund in der Kita - Warum?

4.1 Zwei kleine Geschichten aus dem Leben

4.1.1 Vor dem Haus

„Es war einmal ein kleines Kind, dieses Kind hatte sein Lebenswillen verloren. Es sah nur noch in weiter Ferne, aß kaum und nahm wenig am Leben teil. Oft wurde es von seiner Mutter vor dem Haus auf eine Bank gesetzt, damit dieses Kind an der frischen Luft verweilen konnte. Eines Tages kam eine Frau mit ihrem Hund vorbei. Kurz vor dem Haus des Kindes, riss sich der Hund los und rannte zu dem Kind. Die Frau rief ihm hinterher, doch der Hund hörte nicht. Er lief zu dem Kind und stupste es sanft an. Das Kind schaute den Hund nur verwundert an. 

Am nächsten Tag ging eben diese Frau wieder an eben diesem Haus mit dem Kind auf der Bank vorbei. Diesmal ließ sie ihren Hund absichtlich zu dem Kind gehen. Wieder stupste der Hund das Kind an, das Kind schaute auf den Hund und legte ihm die Hand auf dem Kopf. 

Die Frau ging noch an vielen Tagen an diesem Haus vorbei und lies noch viele Male ihren Hund zu dem Kind, bis das Kind eines Tages auf den Hund zu warten schien. Als die Frau kam, fragte das Kind nach dem Namen des Hundes… das Kind zeigte das erste Mal seit langem Interesse an seiner Umwelt“. 

(Autor: Unbekannt) 

4.1.2 Antonia in der Kita – persönliche Erfahrung mit Joy

Es ist wieder mal Donnerstag und Joy besucht den Kindergarten, in dem ich z.Zt. arbeite. Unser Arbeitstag in der Kita beginnt um 7.15 Uhr. 

Gemeinsam betreten Joy und ich die Kita und bereiten den kommenden Kindergartentag vor.

Türen aufschließen, Räume vorbereiten usw. Dann kommen die ersten Kinder mit ihren Eltern in die Einrichtung.

Heute kommt ein Kind zuerst, welches sehr wenig spricht, oft sehr ruhig zuschaut und nur selten aus sich herauskommt. Antonia leidet an selektiven Mutismus. 

Wie jeden Tag läuft sie an der Hand der Mutter in den Kindergarten, lässt sich eher etwas ziehen, anstatt selbstbewusst voranzugehen.

Dann erkennt Antonia, dass heute „Joy-Tag“ ist und der Wandel, der in diesem Moment in ihr und mit ihr vorgeht, ist klar erkennbar. Ist das sie vorher in die Kita geschlichen, ruft sie mir nun von weitem zu, ob Joy schon wach genug ist, zum „Hallo sagen“ (normal erhebt das Kind nie die Stimme).

Als ich mit ja antworte, straffen sich ihre Schultern und Antonia überholt (ohne zu rennen, denn wir haben schon gelernt, dass man nie auf einen Hund zu rennt) ihre Mutter.

Dann lässt sie die Hand ihrer Mutter los und geht zur Begrüßung auf Joy zu und hält ihr alleine! die Hand vor die Schnauze. Auch das haben wir schon gelernt. Dann spricht das Kind deutlich und selbstsicher mit Joy, streichelt sie und gibt ihr ein Leckerli.

Es erklärt zur Wiederholung und für das eigene Selbstbewusstsein jeden einzelnen Schritt: wie man einen Hund kennen lernt, ihn füttert, und unsere „Hunderegeln“.

Ich frage Antonia, ob sie nicht später, bei den Gruppenübungen mit Joy, den neuen Projektkindern die Regeln erklären könne - und Antonia sagt freudestrahlend „Ja“! 

 

 

4.2. Ziele der Tiergestützten

4.2.1 Intervention in Zusammenhang mit dem Abschnitt 4.1.2

Die Förderung bei der T.I findet oft ganz nebenbei und unbemerkt der Klienten und der Außenstehenden statt. Wie hier in den beiden genannten Beispielen. Besonders beziehe ich mich auf den Abschnitt 4.1.2 Antonia in der Kita – persönliche Erfahrung mit Joy. 
Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, Sprachschwierigkeiten oder wie hier mit Mutismus scheuen sich häufig davor zu sprechen. Besonders in Gegenwart von Erwachsenen oder vor Gruppen. Oft sind sie sich ihrer Schwächen bewusst und schweigen daher. Oder wie bei Antonia, die Sprache ist da und gut entwickelt, aber sie kann sie in vielen Situation nicht einsetzen. Ein Tier, hier der Hund, wird schnell zum Freund der Kinder. Er kritisiert oder verbessert nicht, wird nicht ungeduldig oder nimmt die Sprache ab. Er nimmt das Kind mit seiner Sprache so an, wie es ist. Der Hund verzieht weder sein Gesicht, wenn die Betonung nicht stimmt, noch schaut er gelangweilt durch den Raum. Er ist nur freundlich interessiert und wartet auf eine Anweisung, die auch nonverbal erfolgen kann. Diese Atmosphäre schafft Motivation, Lernbereitschaft, stärkt das Selbstvertrauen und ermöglicht einen schnelleren Erfolg bei der Erweiterung zur Sprachkompetenz. Von ganz allein wird das Medium Hund hier zum Sprachanlass und fördert die Aussprache, die Artikulation und den Wortschatz. Und in Antonias Fall noch das Selbstbewusstsein und die Kompetenz vor Kindern zu sprechen.

5. Alltag mit Hund im Kindergarten

Im Kindergartenalltag werden die Hunde ausschließlich von mir, Laura Benjamins, der Halterin und Fachkraft für tiergestützte Intervention, geführt. Die Halterin, im Verlauf Hundeführerin bzw. Fachkraft genannt, hat die Sorgfaltspflicht für die Hunde und die Kinder. Der Hundeführer hat die Verpflichtung weder Tiere noch Kinder zu überfordern und für genügend Ruhezeiten zu sorgen. Die Hunde können die Einrichtung nur mit festen Regeln und Ritualen besuchen. Im Vorfeld müssen diese mit den Kindern, Mitarbeitenden kommuniziert und verinnerlicht werden. Die Fachkraft sorgt dafür, dass Hunde und Kinder keinen Gefahren ausgesetzt werden. Ebenso wird für Ruheplätze während der Aktion und im Alltag gesorgt. Wasser steht den Tieren zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung. Spätestens alle 4 Stunden ist eine Pause außerhalb des Kindergartens vorgesehen. Die Hunde bewegen sich nicht allein in der Kita. Schlafräume, Snoozleplätze und Küchen dürfen die Hunde nicht betreten. 

5.1. Hundeclub – Einsatzort Kita

Dies bedeutet für den Hundeclub, dass die erste Einheit ohne direkten Kontakt mit den Hunden abläuft. Da die Regeln und Verhaltensweisen erst durchgesprochen werden müssen. Die Teilnahme am Hundeclub bedarf der schriftlichen Erlaubnis der Eltern. 

5.1.1 Regeln für den Hundeclub – Einsatzort Kita

·      Es wird zu jeder Zeit auf die Fachkraft gehört und geachtet, wer sich nicht an das Wort der Fachkraft hält, wird von der Aktion, zur eigenen Sicherheit, ausgeschlossen

·      Die Hunde werden nicht umarmt oder festgehalten 

·      Kneifen, Hauen etc. ist untersagt 

·      Es wird nicht laut geschrien in der Gegenwart der Hunde 

·      Tragen die Hunde ein rotes Halstuch, sind sie „unsichtbar“. Sie werden nicht gerufen oder angefasst. 

·      Den Hunden nichts wegnehmen

·      Hunde nur bei Erlaubnis und mit erlaubtem Leckerli füttern

·      Nach der Aktion, Hände waschen

Weitere Regeln werden individuell in der jeweiligen Gruppe besprochen.

5.2 Bürohunde – Einsatzort Kita

Auch im Einsatzort Büro gibt es feste Regeln für den Hundeführer und für die Hunde, sowie für die Mitarbeitenden, Eltern und für die Kinder. 

Es wird gekennzeichnet, wenn die Hunde im Büro liegen, dann darf kein Kind ohne die Begleitung des Hundeführers das Büro betreten.  Die Hunde dürfen das Büro bzw. den ausgewiesenen Bereich nicht ohne des Hundeführers verlassen. Regelmäßige Pausen außerhalb der Räumlichkeiten, sind einzuhalten. Wasser steht den Tieren zu jeder Zeit zur Verfügung. 

Sollte der Hundeführer nicht im Büro sein, ist es den Mitarbeitenden untersagt mit den Hunden zu spielen oder sie zu füttern. Sie dürfen kurz begrüßt werden und werden dann wieder ignoriert. Mitarbeitende nehmen die Hunde nicht mit aus dem Büro und sorgen dafür, dass der gekennzeichnete Bereich nach verlassen wieder geschlossen ist. 

Wenn die Kennzeichnung für die Hunde ausgehangen ist, ist es den Eltern und anderen externen Besuchern untersagt, ohne die Fachkraft das Büro zu betreten. Sollte nach dem Klopfen keiner öffnen, wenden sich die Eltern an andere Fachkräfte mit ihrem Anliegen. 

6. Tiergestützte Intervention und Bürobegleithunde kritisch betrachtet

Eines der Hauptargumente gegen die Arbeit mit Tieren im pädagogischen und therapeutischen Bereich ist die Angst vor Hygieneproblemen, Infektions- und Verletzungsgefahren. Es gibt viele Bedenken und Vorbehalte im Umgang mit Tieren. Diese möchte ich in diesem Abschnitt (6. Tiergestützte Intervention und Bürohunde kritisch betrachtet) ansprechen und ernstnehmen. Die Konzeption bietet die Möglichkeit, sich über Bedenken und Ängste zu informieren und sich einen genauen Überblick über die Hygiene und der Sorgfaltspflicht zu verschaffen. 

Mögliche Risiken und Bedenken: 

Einschleppen von Schmutz                                       

Einschleppen von Krankheitserregern          

Verschlimmerungen von Allergien               

Verteilen von Haaren und Ausscheidungen  

Kratzen und / oder Beißen                            

Verschmutzen der Kleidung

Unfälle durch Anspringen, Stolpern, Umreißen       

Eine der größten Ängste von Eltern und Trägern wird die Gefahr durch Verletzungen durch das Tier sein. Die Arbeit mit Tieren ist niemals risikofrei und ein Restrisiko besteht trotz aller Sorgfaltspflicht zu jeder Zeit. Die Fachkraft kann dem durch ein durchdachtes Handlungskonzept und einer gut durchdachten Planung der Aktion entgegenwirken. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Mensch- und Tier kann unterstützend wirken ebenso wie klar definierte Regeln für alle Beteiligten Personen. Ebenso ist es notwendig nicht nur auf den menschlichen Part der Intervention zu schauen, sondern auch auf den tierischen Part. Dem Tier sollte es zu jeder Zeit gut gehen, seelisch und körperlich. Das Tier muss mit Respekt behandelt werden und das Zugeständnis, wenn es die Arbeit verweigert, muss ihm gegeben werden. 

Um sich ein Bild über das Verletzungsrisiko durch Tiere in der pädagogischen Arbeit zu machen, wird hier ein Beispiel aus der „Delta Society“ angeführt, welche bei der Durchführung bei über 10000 Besuchshundeeinsätzen 19 Unfälle dokumentierte, wovon zwei Klienten mit Knochenbrüchen durch einen Sturz über das Tier schwerer verletzt wurden.  

7. Hygiene

Grundlage für den Einsatz von Tieren in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Altenheimen, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, ambulanten Pflegediensten ist das Infektionsschutzgesetz (§24-§36) und die Empfehlungen und Richtlinien des Robert Koch Institutes. Einige Infektionskrankheiten des Menschen können auf einen direkten oder indirekten Kontakt mit Tieren zurückgeführt werden. Vom Tier auf auf Wirbeltiere übertragbare Erkrankungen werden als Zoonosen bezeichnet. Die Tiere sind regelmäßig einer veterinärmedizinischen Kontrolle zu unterziehen und artgerecht zu halten. Die Aufenthaltsräume der Tiere sollten regelmäßig intensiv gelüftet werden. Das Lager des Tieres, muss regelmäßig gereinigt werden. 

7.1 Hygieneplan

In Anlehnung an den Aufsatz von Andreas Schwarzkopf "Hygiene: Voraussetzung für die Therapie mit Tieren" (in Olbrich / Otterstedt "Menschen brauchen Tiere" Stuttgart 2003) wurde ein Hygieneplan für die Besuchshunde Ty und Joy erarbeitet.

Hygieneplan der Kita St. Johann in Billerbeck für die Besuchshunde Joy und Ty

1. Einleitung 

Die Besuchshunde Joy und Ty werden zur tiergestützten Intervention und zur Begleitung ins Büro von Frau Benjamins in der Kita St. Johann eingesetzt. Um die Arbeit der Fachkraft für Tiergestützte Intervention, in den Bereichen Emotionalität und Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten, Sprache und Kommunikation zu unterstützen. Der Hygieneplan hat das Ziel, eine mögliche Infektionsübertragung vom Hund auf den Menschen und umgekehrt zu minimieren.

 

2. Ansprechpartner 

Laura Benjamins

02543 / 1414 

www.inter-pets.com

 

3. Rechtsgrundlagen 

§36 Infektionsschutzgesetz BGV C8 (UVV-Gesundheitsdienst) 

4. Dokumentation zum Tier 

Die Besuchshunde Ty und Joy wurden u. a. auch danach ausgesucht, dass Verletzungen der Schüler weitgehend auszuschließen sind. Sie sind äußerst ruhig und aggressionslos und ziehen sich in Bedrängnis zurück.

Frau Benjamins hat die Hunde ausreichend auf ihre Arbeit vorbereitet und sich selbst als Fachkraft für tiergestützte Intervention ausbilden lassen. Alle Kinder werden immer wieder darin trainiert, adäquat auf die Hunde zuzugehen und sofern möglich ihre Körpersprache richtig zu deuten.

Folgende Unterlagen der Hunde sind stets einzusehen:

·      Eigenerklärung zur Gesundheit des Tieres

·      Impfausweise

·      Ausbildungszertifikate

·      Versicherungsnachweise

5. Zugangsbeschränkung 

Die Hunde erhalten keinen Zugang zur Küche, dem Essensbereich und zu den Schlafräumen der Kinder. Der Kontakt mit Kindern mit bekannter Hundeallergie wird vermieden.

6. Anforderungen an die Tierpflege 

Die Hunde sind privat in die Familie von Frau Benjamins integriert. Sie leben dort im Haus und nicht im Zwinger und werden artgerecht versorgt. Die Hunde werden regelmäßig trainiert und auf ihre Eignung für den Einsatz mit Klienten geprüft. 

Die Hunde werden regelmäßig gebürstet und auf Parasiten untersucht. 

7. Reinigung und Desinfektion 

Die Anwesenheit des Hundes führt zu keiner Änderung des üblichen Reinigungs- und Desinfektionszyklus. Ausgenommen bei starken Fellwechsel werden die Räumlichkeiten nach dem Einsatz gründlich gereinigt. Die Schlaf – und Ruhplätze sowie der Wassernapf und die Spielsachen der Hunde werden regelmäßig gereinigt und ggf. heiß gewaschen. 

Es ist verstärkt darauf zu achten, dass die Hände regelmäßig vor der Einnahme von Nahrung gründlich mit Reinigungsmitteln gesäubert werden.

 8. Exkurs Reaktion auf das Allergen Can f1 – Allergien

„Tierhaarallergie“ ist der umgangssprachliche Ausdruck für die Reaktion auf Tiere, wie z.B. Hunde. Der Begriff sorgt oft für Missverständnisse. Denn die Betroffenen reagieren nicht auf die Haare der Tiere allergisch, sondern auf bestimmte Eiweiße im Speichel, Schweiß, Talg und Urin oder in den Epithelien (Hautschuppen) der Tiere. Die Reaktion auf Haare kommt erst ins Spiel, wenn sich das Tier regelmäßig über das Fell leckt (weswegen die Reaktion auf Katzen meist deutlich höher ist als bei Hunden). Damit gelangen die Allergene auf die Haare, in die Luft und von dort ggf. in die Atemwege der betroffenen Menschen. 

Ebenso ist es ein Irrglaube, dass manche Rassen weniger Can f1 Allergene im Speichel haben als andere Rassen. Studien haben ergeben, dass jedes Tier sich in der Menge der Allergene unterscheidet. So kann der, nicht haarende Pudel, mehr Allergene in sich tragen und eine stärkere Reaktion auslösen als der Bobtail. Das gilt für langhaarige Rassen, wie auch für kurzhaarige Tiere. Es gibt kein Beleg dafür, dass kurzhaarige Tiere weniger Reaktionen auslösen. Im Gegenteil, manche Experten gehen sogar davon aus, dass langhaarige Rassen weniger Reaktionen auslösen[1]

8.1 Umgang mit Allergikern in der Einrichtung

Bei bekannten Allergien ist es zwingend notwendig die Fachkraft zu informieren. Kinder oder Mitarbeitende mit Allergischen Reaktionen auf Tiere, besonders auf Hunde, können durch einen besonderen Umgang mit den Tieren geschützt werden. Eine der Möglichkeiten ist es, die direkte Nähe der Tiere komplett zu meiden. Laut der Aussagen von Ärzten und Wissenschaftlern reicht das völlig als Präventionsmaßnahme aus (siehe Abschnitt 8. Exkurs auf das Allergen Can f1). 

Wenn Kinder mit Allergien am Hundeclub teilnehmen (der Hundeclub ist zu jeder Zeit freiwillig und bedarf das Einverständnis der Eltern) gibt es Vorsichtsmaßnahmen, welche eingehalten werden müssen. 

Die Kinder füttern die Hunde z.B. nur mit einem Löffel, nicht mit der Hand, damit sie mit dem Allergen im Speichel nicht in Berührung kommen. Das Spielen mit dem Hund ist für Kinder mit Allergien nur unter besonderen Umständen gestattet: Die Kinder müssen direkt nach dem Spiel die Hände gründlich mit Reinigungsmittel waschen, damit der Speichel der z.B. am Ball haftet, entfernt werden kann. Wenn die Tiere gestreichelt wurden, wird das Kind ebenfalls direkt zum gründlichen Waschen aufgefordert. 

Des Weiteren, wird regelmäßig gelüftet. Seit 2021 kann die Nutzung eines Filtergeräts unterstützen eingesetzt werden. 

Während der ganzen Projektphase, bleiben die Eltern und die Fachkraft in engem Austausch. Bei starken allergischen Reaktionen, die die Atemwege betreffen, werden die Eltern ausnahmslos direkt informiert. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Bischoff, SC et al:Intestinal permeability: A new target für disease prevention an therapy. In: BMC Gastroenol. 2018 Okt. 

Bundesminesterium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien – Allergieportal.

 

Carlsen K.et al.: Does Pet Ownership in Infance Lead to Asthma or Allergiy at School Age? Pooled Analysis of Individual Particioant Data from 11 European Birth Cohorts. Okt. 2018